Niels' Aufenthalt an der Virginia Episcopal School (2009/10)

Lynchburg, Virginia, USA

Porträt
Der Countdown läuft!!! In genau einer Woche fliege ich von Düsseldorf über München und Charlotte nach Lynchburg. Dabei ist es ein Vorteil, dass mich ab München ein weiterer SSB-Austauschschüler nach Lynchburg begleitet, so dass man sich vorher noch viel über die Vorbereitungen und das kommende Jahr austauschen kann.
Also erstmal einmal etwas über mich selbst: Ich heiße Niels und bin 16 Jahre alt. Ab dem 26.8.2009 bis zum 27.5.2010 werde ich an der Virginia Episcopal School (VES) in Lynchburg ein Auslandsjahr absolvieren. Was man sonst so über mich wissen sollte? Gute Frage… Auf jeden Fall verbringe ich meine Zeit gerne mit sportlichen Aktivitäten. So spiele ich dreimal die Woche Fußball in einem Verein und gehe am Wochenende lange Joggen. Außerdem treffe ich mich gerne mit Freunden, wobei wir dann unsere Zeit auch meistens draußen verbringen.
Nun gut, soweit eine kleine Beschreibung über mich. Also nächste Woche fängt alles an und mein Leben wird sich erstmal komplett verändern. Doch alles begann schon viel früher, mit der Idee, wie ich überhaupt zu einem Auslandsjahr kam. Dazu ist soweit zu sagen, dass viele Freunde und Bekannte ein Jahr in Amerika verbracht haben und es ihnen wirklich sehr gefallen hat. Außerdem bringt es viel für die englische Sprache und man lernt andere Kulturen kennen, somit war für mich klar, dass ich ein Auslandsjahr machen will.
Nachdem ich mich für VES entschieden hatte und schon einige Vorbereitungen bewältigt worden waren, fand auch schon das Vorbereitungstreffen in Dortmund vom 4.6-7.6 statt. Hierbei lernte ich einige Austauschschüler kennen, die denselben Weg wie ich gehen werden. Bis heute habe ich zu vielen noch Kontakt und man tauscht sich über die kommenden Wochen und Monate aus. Den Aufenthalt in Dortmund habe ich sehr genossen, da wir dort vieles über unsere kommende Zeit in Amerika/Kanada erfahren haben. Zusätzlich erklärten uns ehemalige Austauschschüler durch Gespräche in kleineren Gruppen oder Rollenspiele mögliche Verhaltensweisen und Problemlösungen und gaben uns weitere Einblicke in den Auslandsaufenthalt. Erstaunlich fand ich, dass bei der 4 Stunden langen Präsentation über wichtige interkulturelle Themen von Herrn Opgenhoff keine Langeweile auftrat, da er durch seine besonders positive Art der Vortragungsweise die Themen interessant rüberbrachte. Ein großes Lob an Herrn Opgenhoff!!!
Seit diesem Treffen war es nun an der Reihe die restlichen Vorbereitungen abzuschließen, sodass ich noch einige Anziehsachen kaufen, wie auch das sogenannte „Summer Reading“, sprich über die Ferien Bücher für die Schule lesen, erledigen musste. Da ich einen höheren Kurs in Spanisch gewählt habe, musste ich mich dafür noch mit Vokabeln und Grammatik vorbereiten.
Doch nach all dieser Arbeit beginnt das große Erlebnis schon nächste Woche und ich bin schon sehr aufgeregt. Es ist komisch, schon bald alle Freunde, die man hier in Deutschland hat, für 9 Monate zurückzulassen, jedoch hilft es mit allen darüber zu reden. So bleibt mir besonders der Satz von einem ehemaligen Austauschschüler in Erinnerung: „ Über Freunde usw. brauchst du dir keine Gedanken zu machen, denn bald wird sie die Sehnsucht nach dir überwältigen und sie werden sich schon bald auf deine Wiederkehr freuen.“ Also solange genieße ich noch die Zeit mit allen hier in Deutschland, bis ich nächste Woche fliege. Und allen anderen Austauschschülern wünsche ich viel Spaß in der kommenden Zeit. Zum Schluss danke ich noch vor allem SSB, VES und meinen Eltern, die überhaupt dieses ermöglicht haben.
 
Beim Fußball
…Allmählich wird es immer früher dunkel und wir nähern uns der Weihnachtszeit. Erst jetzt sieht man, wie schnell die Zeit vergeht. Der erste Tag erscheint mir, als wäre er erst vor Kurzem gewesen. Als ich aus dem Flugzeug in Lynchburg stieg, wurde ich als erstes von unserer für die internationalen Schüler zuständigen Mrs. Burruss mit einem Schulbus abgeholt. Dabei gefiel mir sofort der wie aus Filmen aussehende Schulbus, mit dem ich noch oft zu Fußballspielen oder anderen Trips reisen würde. Auf dem Campus angekommen, hat Mrs. Burrus mir mein Zimmer gezeigt, wo ich mich nach einem 20Std Trip müde ins Bett gelegt habe. Nach einer halbwöchigen Einführungsphase fing auch schon der Unterricht an. Hierbei unterscheidet sich das Schulsystem gewaltig von Deutschland, so habe ich jeden Tag dieselben Fächer, wobei jeder Tag ein wenig anders aussieht, da die Fächer rotieren. Außerdem sieht das amerikanische Schulsystem nach dem akademischen Part den athletischen Part vor, sodass man nach der Schule, die gewöhnlich um 3 Uhr endet, seinen zweistündigen Sport hat. Dieses Schulsystem gefällt mir sehr gut, da ich für meinen ersten Term Fußball gewählt hatte, und ich somit jeden Tag zwei Stunden lang mit Klassenkameraden kicken konnte. Hier konnte ich schon schnell Freundschaften knüpfen, da wir dieselben Interessen verfolgten. Also ist es sehr ratsam, im ersten Term einen Mannschaftssport zu machen, da man 2 Std. mit anderen Kameraden zusammenhängt.
Am Anfang fielen mir die ganzen Hausaufgaben schwer, da besonders Leseaufgaben längere Zeit beanspruchten. Doch schon nach kurzer Zeit habe ich mich daran gewöhnt, und es fällt um einiges leichter diese Aufgaben zu absolvieren. Außerdem ist es ein Vorteil, wenn man mal etwas nicht ganz genau verstanden hat, einfach mal beim Lehrer nachzufragen, da dieser dir dann freundlich mal Zeit für eine Review-Stunde gibt und es dir erklärt. Zusätzlich hatte die Schule für alle neuen internationalen Schüler für das erste Trimester einen speziellen Unterricht (American Culture) vorgesehen, in dem wir mehr über Amerika und dessen Traditionen usw. erfahren haben.
 
Freunde
Nach 2 Monaten hatten wir dann ein längeres schulfreies Wochenende, das alle internationalen Schüler mit Mr. & Mrs. Burruss und Mr. & Mrs. Csatlos in Washington verbracht haben. Hier endete auch schon die erste „Markingperiod“, wobei ich von nun an mit dem entsprechenden Notendurchschnitt meine Hausaufgaben in meinem Zimmer auf dem Dorm erledigen konnte. Davor musste ich meine Hausaufgaben in der sogenannten „Study Hall“ machen, welches ein großer Raum, wie die Bibliothek, ist, wo alle Schüler ihre Hausaufgaben leise für 2Std von 7:30 bis 9:30 absolvieren sollen. Des Weiteren legt die Schule ein weiteres Augenmerk auf die Einhaltung des Student Handbooks, sodass man beim Brechen von Regeln „Demerits“ (Strafpunkte) erhalten kann. Dabei kann man für spätes Erscheinen oder für Versäumen von Unterrichtsfächern „Demerits“ erhalten.
Ein weiterer Punkt, der anders als in den meisten deutschen Schulen ist, dass man hier einen „School Dress“ hat. Jungen müssen mit Jackett, Hemd, Krawatte und einer Stoffhose zur Schule gehen, dagegen haben die Mädchen einen nicht so strengen „School Dress“. Doch man gewöhnt sich schnell an den „School Dress“ und so streng, wie es sich anhört, ist es dann auch nicht. Die einzigen Punkte, die mich vielleicht ein wenig stören, sind, dass der Campus nicht allzu groß ist, wie auch dass das Essen nicht das Beste ist. Aber von den zwei kleinen Kritiken abgesehen, übertreffen meine Erwartungen bei Weitem, sodass es für mich eine richtige Entscheidung war, nach Amerika zu kommen und hier eine neue Kultur kennenzulernen.
Thanksgiving
Dabei waren definitive Highlights für mich bisher der Fußball und die Thanksgiving Ferien. Beim Fußball konnte ich mich schon schnell in das Team integrieren und wurde schnell als talentierter Fußballspieler geachtet. Hier war vor allem die Ernennung zum ersten All-Star Team in unserer Conference wie auch die Erwähnung meiner 21 Tore und 17 Vorlagen, ein neuer Rekord für die Schule, vor allen anderen Schülern in der Chapel ein großes Highlight. Die Frage von euch wird jetzt wohl sein, was es mit der Chapel auf sich hat. Die Chapel ist der Versammlungspunkt für jeden Schüler nach der ersten Stunde bzw. freitags nach der dritten Stunde. Hier finden die „Announcements“ für den kommenden Tag statt, sodass jeder Schüler Bescheid weiß, wie zum Beispiel, ob sie einen besonderen Ort für ihren Sport haben. Außerdem findet mittwochs immer ein einstündiger Gottesdienst in der Chapel statt.
Zu meinem anderen Highlight den Thanksgiving Ferien zurückkommend, war es wirklich interessant und schön Thanksgiving in einer amerikanischen Familie nach traditioneller Art zu verbringen. In den Ferien bin ich mit drei weiteren internationalen Schülern zu einer Familie gefahren, die uns freundlich angeboten hatte, diese Ferien mit ihnen zu verbringen. Die Familie hat uns weitere Einblicke in das amerikanische Leben gegeben. Hier haben wir Zeit am Strand verbracht wie auch ein paar Museen gesehen. Zum eigentlichen Thanksgiving Day sind wir nach Maryland gefahren, um mit den Großeltern Thanksgiving zu feiern, da es ein traditionelles Familienfest ist. Die Besonderheiten von Thanksgiving sind, dass besonders geschmückt wird und alles festlich hergerichtet wird. Zum Essen gibt es Turkey und es werden die jeweils älteste Frau wie auch der älteste Mann zum „Host“ erklärt, die den anderen am Tisch sitzenden das Essen reichen sollen. Außerdem werden hier jeweils die Tische nach dem Alter sortiert, sodass die Ältesten an einem Tisch sitzen, und an den anderen die Jüngeren. Thanksgiving hat mir wirklich sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf Weihnachten…